…und warum wir Frauen trotzdem so hart zu uns selber sind .

„Mama – hör endlich auf zu Schreien“

Als ich gestern zum wiederholten mal über einige Artikel gestoßen bin, in denen ausführlich erklärt wird, wie man es verhindern kann seine Kinder anzuschreien, bin ich aus dem „Augenroll-Modus“ kaum noch herausgekommen.

Warum? Natürlich bin ich auch dagegen, zu schreien und ich habe immer ein fürchterlich schlechtes Gewissen, wenn ich mit meiner Tochter lauter werde. Aber das ist für mich noch lange kein Grund in einen anderen Raum zu gehen, durchzuatmen, in ein Kissen zu beißen, rückwärts zu zählen oder was es sonst noch für schlaue Tricks gibt.

Viel wichtiger ist: Warum wir manchmal die Fassung verlieren

Ganz einfach – wir sind alle nur Menschen und haben all unsere Erfahrungen (negative wie positive) im Gepäck, wir haben Stress, wir zweifeln an uns und unseren Fähigkeiten, wir wollen immer unser Bestes geben und strapazieren damit leider viel zu oft unsere Nerven; aber wir tun das alles für unsere Kinder, für unseren Mann, für unsere Familie.
Ist es dann ein Wunder, dass manchmal eben eine Sicherung durchbrennt, unsere Gefühle uns übermannen und wir vorlauter aufgestauter Wut, Stress und Hektik einfach nur noch schreien? Nein! Meiner Meinung nach, ganz und gar nicht. Es ist authentisch, es ist ehrlich und es zeigt unseren Kindern, dass man seinen Gefühlen freien Lauf lassen darf und auch muss – bevor man daran erstickt!

Was genau soll die Message sein, wenn die Mama vor Wut kocht (und Kinder merken ganz genau, wie es uns geht), in einen anderen Raum verschwindet und dann freudestrahlend wieder herauskommt?
Als Kind würde ich mir denken: „Wenn man sauer ist, muss man sich verstecken, weil es keiner sehen darf. Ich muss es verstecken und kann dann wieder am fröhlichen Leben teilhaben“
Für mich, keine Option, die ich meiner Tochter beibringen möchte, denn davon wird sie früher oder später krank werden.
Bevor ihr jetzt sauer werdet und euch vehement dagegen wehrt, laut mit euren Kindern zu werden, lest den Artikel bitte zu Ende und bildet euch erst dann eure Meinung darüber.
Denn ich sage nicht, dass es toll ist unsere Kinder anzuschreien – denn sie sind auch nicht der eigentliche Grund für unsere Wut, sie sind nur diejenigen, die all unsere Knöpfe genau kennen und auch keine Scheu davor haben, sie zu drücken.
Und im Grunde ist das toll, denn sie weisen uns darauf hin

  • dass momentan etwas nicht stimmt
  • dass wir überlastet sind
  • und nicht gut genug auf uns achten

Denn in Wirklichkeit ist es der Stress; die Gesamtsituation, der Spagat zwischen Arbeit – Familie – Haushalt – Freunden – Freizeit und und und was uns zum überkochen bringt.
Alles muss perfekt sein, alles muss schön sein, alles muss ordentlich sein, am besten noch hausgemacht und mit Liebe serviert.

Aber warum um alles in der Welt, tun wir uns das an?

Ich kann nur aus eigener Erfahrung sprechen und sie mit euch teilen.
Mir ging es genau so, wie im oberen Absatz beschrieben. Ich bin schon nach einem Jahr Elternzeit wieder arbeiten gegangen. Mir war klar, dass ich meine Tochter 3 Jahre zu Hause behalten will, daher kam nur Abends in Frage, warum ich das gemacht habe?
Weil ich den Stimmen zu viel Beachtung geschenkt habe, die meinten „was? Du kannst doch nicht 3 Jahre Daheim bleiben“, „Du gehst ja ein“, „Hausfrauen haben ja den ganzen Tag nichts zu tun“, „Du musst doch Geld verdienen“… ich könnte die Liste noch ewig fortsetzen, aber ihr kennt sicherlich alle, die gesamte Liste an schlauen Sprüchen.
So, also ging ich 3-4mal die Woche, bis Nachts um 1Uhr arbeiten. Damit ich aber mir und meinen Vorstellungen von Familie auch noch gerecht werden konnte, ist meine Tochter mit einem Jahr noch nicht in die KiTa gegangen und daher ging mein Tag um 7Uhr in der Früh wieder los, mit wickeln, Frühstück machen, Putzen, mit dem Hund Gassi gehen, zum Spielplatz oder ins Freibad, kochen, waschen…. ihr wisst ja was noch so alles anfällt. Das Resultat? Eine total übermüdete Mama, die Jedem gerecht werden wollte, außer sich selber. Ihr könnt euch sicherlich denken was dabei raus kommt: schlechte Nerven, schlechte Laune und Unzufriedenheit.

Unzufriedenheit zeigen?

Nein, auf keinen Fall. Ich möchte ja nicht undankbar wirken und überhaupt, ich hab doch alles… warum bin ich überhaupt unzufrieden? Wo kommt das her?
Das ging dann eine ganze Weile so weiter, ich habe mich verausgabt beim „Brei-selber-kochen“, beim „pädagogisch-wertvolle-Spiele-spielen“, beim „ich-geh-bei-jedem-Wetter-raus-damit-mein-Hund-glücklich-ist“, beim „Kindergarten-aussuchen“, beim „Kinderturnen“, beim „Ich-bin-die-perfekte-Hausfrau-und-Partnerin“ und warum das Ganze? Weil ich mir Selbst nie genug war, weil ich es allen Recht machen wollte und Mich und meinen Lebensplan dabei vergessen habe, weil ich mich unter Druck setzen lassen habe von den Stimmen im Außen, weil ich mich selber nicht wertgeschätzt habe.

Aber mal ehrlich! Finden wir diese Super-Muttis nicht alle ein bisschen suspekt und nervig? Die, die immer eine pädagogische Antwort haben, die alles, nicht nur richtig, sondern noch besser machen und wenn sie dann auch noch einen Thermomix haben, indem sie super gesunde Sachen kochen, dann ist es doch ganz aus. Stimmt´s oder stimmt´s nicht?

Und ich war genau so eine Super-Mutti und ich war nicht glücklich damit, sondern überfordert, gereizt, genervt und gestresst…. und das wiederum äußerte sich durch Schreien. Heute seh ich das alles ein bisschen anders. Heute kümmere ich mich als erstes um mich, weil ich weiß mittlerweile, dass nur wenn es mir gut geht, es auch meiner Familie gut gehen kann. Denn ich lade meine Unzufriedenheit nicht mehr bei Ihnen ab, ich kümmere mich selber darum. Deshalb hat das für mich auch ganz und garnichts mit Egoismus zu tun, denn das was ich meiner Tochter von Herzen wünsche (ein ausgeglichenes Leben, indem sie das tut was sie glücklich macht), muss ich ihr erstmal vorleben.

Eltern sind Vorbild

Kinder lernen nicht durch Geschichten, Regeln oder schlaue Predigten
Sie lernen vom Beispiel der Eltern!

Superheldinnen dürfen auch mal Pause machen

Pause machen

Angefangen hat dieser neue Weg für mich, mit der Entscheidung eine Ausbildung zu machen, bei der ich öfter einen ganzen Tag lang weg war. Ich weiß ehrlichgesagt heute nicht mehr, wie ich es damals geschafft habe, mich aus dem „Ich muss alles zu jeder Zeit und immer unter Kontrolle haben-Modus“ zu befreien, aber ich hab es geschafft und es hat mir sooo gut getan. Loslassen. Verantwortung abgeben. Mich um mich kümmern. Darauf folgte eine Yogaausbildung, bei der ich ganze 3 Wochen lang weg war. Ratet mal, wer sich da wieder meldete!? Genau, die Kritiker im Außen und im Innen. Aber diesmal, hat es mich zum Glück nicht interessiert, ich dachte mir „Scheiß drauf!“ und bin Mir und meinem Weg treu geblieben, denn ich wusste, dass meine Tochter und mein Hund zu jeder Zeit der 3 Wochen, von meiner Mama, bestens versorgt waren und mein Mann hat die Wochenenden und den Haushalt ganz gut gemeistert – auch ohne Mich!
Denn die Wahrheit ist:

Wir nehmen uns alle ein bisschen zu wichtig – es läuft auch ohne uns!

Was wir wirklich wichtig nehmen sollten, ist unser Wohlbefinden

Heute bin ich einfach nur dankbar, für alles was ich durch mein Mama-Sein lernen durfte und froh darüber, dass ich erkannt habe, die eigene Zufriedenheit wichtiger zu nehmen als alles andere. Und mit dieser inneren Zufriedenheit, kann ich heute auch die tolle Mama sein, die ich immer sein wollte. Und ja, ich hab einen Thermomix, indem ich gesunde Sachen koche, ja ich beschäftige mich mit Kinesiologie und Kinderyoga und ja ich verbringe viel Zeit mit meiner Familie, aber nicht weil ich es muss, sondern weil ich es von ganzem Herzen will, es mir guttut und mich glücklich macht! Und nein, ich habe auch kein Problem mehr mit meinem Perfektionismus, ich liebe ihn, denn er treibt mich an, ständig über mich hinaus zu wachsen, aber ich habe mittlerweile gelernt mit ihm umzugehen und mich nicht mehr unnötig von einer perfekten Scheinwelt unter Druck setzen zu lassen.
Das Schöne dabei ist, meine Familie profitiert auch davon, denn wir leben ein entspanntes Familienleben, indem man aber auch ab und zu mal einen Wutanfall haben darf und indem es ganz ab und zu auch mal ziemlich chaotisch aussieht und schnelles Essen aus der Tiefkühltruhe gibt, weil Mama gelernt hat, ihre Superkräfte ausgewogen einzuteilen.

Heute kann ich sagen, meine „Schreiattacken“ melden sich nur noch selten und wenn sie sich melden, dann weiß ich ganz genau, dass da was zu klären ist – bei Mir.

„Es tut mit leid, mein Schatz“

Mama Kind

Das wichtigste an all den Theorien über „Schreien“ oder „nicht-Schreien“ ist für mich, das Bewusstsein zu haben, dass wir an unseren Kindern etwas rauslassen, was nicht zu Ihnen gehört.
Und, dass wir die Größe besitzen, uns dafür zu entschuldigen.
Denn ihr könnt euch sicher sein, wir geben alle zu jedem Zeitpunkt unseres Lebens unser Bestes. Und wenn es manchmal eben nicht so toll ist, dann haben wir es aus bestimmten Gründen zu diesem Zeitpunkt nicht besser gewusst und hinbekommen können. Das ist kein Grund für Schuldgefühle aber es ist ein Grund dazu zu stehen und sich gegebenenfalls dafür zu entschuldigen, auch wenn es bei den Kleinsten ist.

Papa SuperheldDas Selbe gilt natürlich auch für alle SuperHELDEN, denn den Papa`s geht es nicht anders, mit dem Spagat zwischen Beruf und Familie und den Erwartungen von allen Seiten.

Nun freue ich mich auf deinen Kommentar!
Du darfst den Beitrag gerne teilen, um die Mami`s in deiner Bekanntschaft ein wenig zu entlasten

Mach deine Kinder glücklich, indem DU glücklich bist!

von ❤️ en, eure Patricia